Seifenherstellung

Seifenherstellung

Herstellung einer einfachen Seife im Kaltverfahren (CP)

 

Ausrüstung:

  • 1 Pürierstab
  • ein Emaille- oder Edelstahltopf  (das Emaille muss unbeschädigt sein)
  • ein engmaschiges Sieb  aus Kunststoff oder Edelstahl (ein Teesieb geht auch)
  • ein Kunststoffschaber
  • ein Kochlöffel  für die Laugenherstellung
  • ein weiterer Kochlöffel aus Kunststoff oder Holz oder ein Edelstahl- oder Kunststoffschneebesen
  • ein Kunststoffbehälter zum Abwiegen des Natriumhydroxids (NaOH)
  • ein Behälter zum Abwiegen der flüssigen Öle
  • ein Becherglas in Laborqualität (gibt´s z.B. bei ebay)
  • eine Schutzbrille (gibt´s im Baumarkt)
  • Einmalhandschuhe
  • Natriumhydroxid (gibt es z.B. bei Purux oder Otto Fischar im Internet, technische Qualität reicht aus)
  • eine Küchenschürze o.ä.
  • Öle und Fette
  • destilliertes Wasser
  • Plastiklöffelchen  zum Anrühren der Farben
  • Joghurtbecher oder Plastikbecher für das Abwiegen des Duftes und zum Anrühren der Farben
  • professionelle Seifenformen (Blockform/Dividor/Einzelformen) oder aufgeschnittener Tetrapack oder Silikonbackform oder Joghurtbecher oder Pringlesdose
  • eine alte Decke
  • ein Käseschneider oder Messer
  • eine Küchenwaage.
  • Wer die Kanten der fertigen Seife "aufhübschen" will, benötigt noch einen Käsehobel oder einen Sparschäler.

 

Wichtig:

  • was für Seife verwendet wurde, darf nicht (mehr) für die Lebensmittelzubereitung verwendet werden
  • Seifenleim/Seife darf nie mit Metall in Berührung kommen, da sie sonst ranzen kann. Also keine Metallgerätschaften oder Alufolie verwenden, Ausnahme: Edelstahl
  • Düfte müssen entweder ätherisch sein oder für Kosmetik zugelassen (Bezugsquellen z.B.: s.o.), auf keinen Fall Raumdüfte verwenden! Für den Anfang sollte man Düfte nehmen, die nicht andicken und nicht verfärben (s. Listen im www.seifentreff.de unter „Düfte – Sammelthreads“ oder die - allerdings leider nicht immer zuverlässigen - Angaben der Hersteller und Verkäufer)
  • Sobald mit NaOH gearbeitet wird, müssen Schutzbrille und Handschuhe getragen werden, und zwar solange, bis die Seife fertig ist
  • Schnellranzer (z.B. Sonnenblumenöl und Distelöl – es sei denn sie sind high oleic -, Sojaöl, Walnussöl, Traubenkernöl etc.) dürfen im Rezept nur bis zu 10% eingesetzt werden und möglichst auch nicht mehrere davon!
  • Ätherische Zitrusdüfte sind flüchtig, sie halten nicht in Seife. Ein wenig halten sie, wenn man sie mit Muskatellersalbeiöl fixiert. Auf keinen Fall sollte man sie in einem Plastikbecher abwiegen, denn sie „fressen“ sich durch. Besser einen Hartplastikbecher oder ein altes Glas nehmen!
  • Der Duft sollte nicht mehr als 5% der Gesamtfettmenge betragen
  • vor der Lauge muss man Respekt haben, mit Schutzausrüstung und bei sorgfältigem Arbeiten aber keine Angst! Alle langjährigen (und neuen) Sieder, die ich kenne, leben noch!

 

Rezept:

Für den Anfang wird das sog. 25er empfohlen, also je 25% Olivenöl (für eine helle Seife das helle Olivenöl von Bertoli mit dem orangen Verschluss nehmen), Rapsöl, Kokosöl (= z.B. Palmin, aber NICHT Palmin Soft) und Palmöl (da kann man auch eine Fettstange aus dem Supermarkt nehmen, z.B. Cremana. Fettstangen sind in aller Regel Palmölgemische mit anderen Fetten/Ölen.)

Die Öle und Fette werden in den Seifenrechner eingegeben (z.B. www.tuula.de oder www.soapcalc.de (wie man die Seifenrechner bedient, findet Ihr unter "Seifenrechner" auf diesem Blog)), die Fettstange kann als Macadamianussöl oder als Palmöl eingegeben werden. Im Soapcalc wird Palmin als Kokosöl 76 degree eingegeben. Im Soapcalc wird oben die Gesamtmenge an Fetten und Ölen eingestellt, die gewünschte Überfettung (mindestens 6%. Je höher überfettet, desto mehr Pflege, aber desto eher ranzt die Seife (wobei ich noch nie Ranz hatte und immer mit 11% überfette) und hinterlässt Spuren in der Dusche) und die Wassermenge (30% - 33% am Anfang) eingeben. Der Seifenrechner errechnet die benötigte Menge NaOH, der Soapcalc gibt auch schon Aufschluss über die zu erwartenden Eigenschaften der Seife.

Vorgehen:

Bevor Ihr loslegt, müsst Ihr alle offenen Lebensmittel aus der Küche entfernen (und ebenso natürlich  Haustiere und Kinder 🙂)!

Die festen Fette (hier Kokosöl und Fettstange) sanft schmelzen, den Duft abwiegen, die Farbe dispergieren ( je nach Farbe in Öl oder Wasser, bei Flüssigfarbe entfällt dieser Schritt. Wird in Öl dispergiert, wird dieses Öl von der Gesamtölmenge abgezogen, und zwar von den flüssigen Ölen! Nicht laugenstabil und daher nicht geeignet für Seife sind Lebensmittelfarben. Gewürze sind nicht lichtecht und färben daher die Seife nicht dauerhaft), das NaOH abwiegen und im destillierten (!) Wasser lösen. Die Lauge wird heiß und muss abkühlen (z.B. im Waschbecken in kaltem Wasser).

Wenn die Fette geschmolzen sind, werden die abgewogenen Öle (hier Olivenöl und Rapsöl) dazu gegeben. Auch diese Mischung muss abkühlen. Weiter geht es, wenn Lauge und Fette/Öle schwach handwarm bis handwarm sind.

Sodann die Lauge über ein engmaschiges Sieb in das Fett-Öl-Gemisch geben (Schutzbrille und Handschuhe!), mit dem Kochlöffel oder Edelstahlschneebesen (der kann natürlich auch aus Kunststoff sein) stark rühren, bis die Mischung homogen und etwas heller ist. Dann mit dem Pürierstab arbeiten, die Masse dickt an. Wenn sie aussieht wie Kartoffelsuppe, Farbe und Duft hinzugeben und gut verrühren (wenn der Duft nicht gut verrührt ist, gibt es braune Punkte in der Seife). Mit dem Pürierstab so lange weiterrühren, bis der Seifenleim im Puddingstadium ist. Zwischendrin dem Püri immer mal wieder eine Pause gönnen und von Hand weiterrühren. Im Puddingstadium kommt der Seifenleim dann in die Form und wird mit Frischhaltefolie (auf keinen Fall Alufolie, s.o.) abgedeckt. Die Form wird in eine alte Decke gewickelt (isoliert) und “schlafen gelegt“. Wenn sie „will“, wird sie gelen. Dann beginnt in der Mitte der Form eine Hitzequelle, die sich über die ganze Seife ausbreitet. Die Seife wird vaselineartig, dunkler und heiß. Bei einer Gelphase findet die Verseifung schneller statt, die Farben werden intensiver, die Seife wird härter und ist schneller zur Benutzung bereit (trotzdem mindestens vier bis acht Wochen reifen lassen!). Aber auch ohne Gelphase wird es eine gute pflegende Seife, sie bleibt nur länger weich und muss etwas länger reifen, qualitativ (von den Pflegeeigenschaften her) macht die Gelphase für die Seife keinen Unterschied.

Zum Anschubsen der Gelphase kann die Seife – wenn sie keine aufheizenden Zusätze enthält, wie z.B. Honig, Milch, Zucker, Seide – eine Stunde lang bei 50 Grad in den Ofen gestellt werden – die Isolation mit einer Decke ist dann unnötig, die Seife bleibt bis zum Ausformen im Ofen stehen.

Bilder zur Gelphase könnt Ihr auf diesem Blog unter "Seifenherstellung/Gelphase" sehen.

Nach 24 Stunden wird die Seife ausgeformt und geschnitten. Nun muss sie, am besten aufrecht und in kühler Umgebung (Keller), auf einem Holzregal, in einer Pappschachtel oder auf Haushaltstüchern 4-8 Wochen reifen, ehe sie benutzt werden kann. Es muss genügend Luft an die Seife kommen können!

Wird sie zu früh ausgeformt, kann Sodaasche entstehen. Dies ist ein weißer Belag, der die Qualität der Seife nicht beeinflusst, aber nicht schön aussieht. Man kann ihn mitunter mit heißem Dampf wegbekommen. Nach meiner bisherigen Erfahrung muss die Seife, egal wie fest sie ist, mindestens acht Stunden abgedeckt in der Form bleiben, um das Sodaascherisiko zu minimieren. Je weicher eine Seife beim Ausformen noch ist, desto höher ist die Gefahr, dass sich Sodaasche bildet.

Ist der SL nicht ausreichend püriert oder/und wurde ZU kalt gearbeitet (die ideale Verarbeitungstemperatur ist nach meiner Erfahrung schwach handwarm), kann die Seife wie nasse Kreide sein. Sie ist dann schmierig und bröckelig. Wenn sie noch nicht geschnitten wurde, kann man sie bei 70 Grad C eine Stunde in den Ofen stellen, danach war die nasse Kreide bei mir immer weg.

Eingepackt wird die Seife nach der Reifezeit in Zellglas , Organzabeutel oder Butterbrotpapier, da sie nur bei diesen Materialen „atmen“ kann.

Je länger Seife reift, desto milder und ergiebiger wird sie.

Wenn Ihr Euch nach dem Ausformen unsicher seid, ob freie Lauge in der Seife vorhanden ist (etwa, weil Ihr das Sieb vergessen habt), macht einen Küsschentest: Mit der Zungenspitze an die Seife, sie bizzelt immer ganz minimal. Ist aber freie Lauge vorhanden, ist das Bizzeln gigantisch und die Seife nicht benutzbar.

Wenn bei der Benutzung der Seife der Schaum bunt ist, wurde die Farbe zu hoch dosiert – passiert mir eigentlich regelmäßig, ist aber nicht schlimm und hat auf die Qualität der Seife keinerlei Auswirkung!

 

Mit allem Drum und Dran (also auch dem Aufräumen hinterher, aber ohne die Rezepterstellung und das am nächsten Tag erfolgende Ausformen und Aufhübschen) müsst Ihr für eine ganz einfache Seife ohne Muster und Schnickschnack rund 1,5 Std rechnen

 

 

TIPP zum Kauf professioneller Blockformen/Dividoren:

Wenn Ihr schon so weit seid, über den Kauf einer professionellen Seifenform (außer Einzelformen und Trays) nachzudenken, hat es Euch vermutlich schon erwischt. 🙂

Am Anfang neigt man dazu, möglichst große Mengen zu sieden, um ausreichend Seife zu haben. Da dieses Hobby aber großes Suchtpotential hat, sitzt man bei diesem Vorgehen bald auf einem riesigen Seifenberg. Daher empfehle ich, kleinere Formen (6er Divi, 500g-Blockform) zu kaufen - meine großen Formen habe ich alle schon ewig nicht mehr benutzt.
das NaOH und die Plastikkanne, in der ich die flüssigen Öle abwiege

das NaOH und die Plastikkanne, in der ich die flüssigen Öle abwiege

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